Det kölsche Jrundjesetz an der Zugspitze

25. Juni 2013 Michaela Hergersberg
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Wenn man im Verlauf von vier Tagen mit zehn kölsche Jungs versucht die Zugspitze zu besteigen, lernt man unausweichlich auch die rheinische Frohnatur in allen ihren Facetten kennen. Da kann es selbst einem trainierten Bergwanderführer passieren, dass er (oder sie) Muskelkater in offenbar unzureichend trainierten Zonen, wie in diesem Fall der Lachmuskulatur, bekommt. Und man lernt auch, dass das kölsche Jrundjesetz nicht nur im Rheinland gilt.

Wegen des langen Winters und des Neuschnees im Mai war am Anfang der Tour noch gar nicht sicher, ob die Besteigung über das Zugspitzplatt überhaupt möglich sein würde. Auf der Reintalangerhütte und der Knorrhütte war man jedenfalls unsicher, ob die Begehung des Weges schon möglich sei. Der Rheinländer würde bei dieser Ausgangslage wohl gelassen sagen: Et kütt, wie et kütt, dran ändern könnte ich ja eh nichts.
Am Donnerstag habe ich dann bei schönstem Wetter meine kölsche Jungs an der Talstation der Alpspitzbahn in Garmisch getroffen. Nach dem Motto „Jede Jeck es anders!“ waren wir uns auch gleich sympathisch. Schon bei der Vorstellungsrunde fing das Lachen an: so viele Michaels und Markusse gab es noch nie auf einmal in einer meiner Gruppen.

Der Tag war heiß und die Höhenmeter zahlreich, aber das tat der guten Laune keinen Abbruch. Fasziniert von der Schönheit der Höllentalklamm und dem klaren Blick zum Gipfel der Zugspitze überquerten wir das Hupfleitenjoch und erreichten am Nachmittag das Kreuzeckhaus. Eine erfrischende Dusche half, die Lebensgeister wieder zu wecken und kurze Zeit später fanden wir uns auch schon wieder auf der Terrasse der Berghütte ein. Der freundlichen Einladung „Drink doch ene mit!“ folgte ich gern und schon bald verzog sich der eine oder andere Wanderer in eine ruhigere Ecke, weil wir offenbar durch unser Gelächter den Leseabend störten.

Für die Blasen, die sich so manch einer gelaufen hatte, entschädigte dann das Alpenglühen, als die Sonne unterging.
Nix bliev, wie et es und wir wurden am nächsten Morgen von der Kaltfront eingeholt. Die Temperatur war über Nacht um 10 Grad gesunken, aber immerhin hatte sich bis nach dem Frühstück die Nebelwand soweit gehoben, dass wir wieder Blick auf das Schachen-Haus auf der gegenüberliegenden Talseite hatten. Gut gelaunt wanderten wir los.

Es sollte ein entspannter Tag werden, nicht zu viele Höhenmeter und nicht zu viel Strecke. Doch empfanden die meisten Teilnehmer den Tag anstrengender, als ich erwartet hatte und so war der Respekt vor dem Gipfelaufstieg am nächsten Tag sehr groß.
Im gemächlichem Tempo und großer Zuversicht, dass meine Jungs das schaffen würde, ging es am dritten Tag von der Reintalangerhütte los. Mit kleinen, aber gleichmäßigen Schritten ging es Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Alle meine zeitlichen Vorhersagen hinsichtlich der Dauer der beiden Etappen schlagend, erreichten wir am frühen Mittag Sonnalpin. Na also Jungs! „Et hät noch immer jot jejange!“
Aber meine Befürchtung, dass der Weg zum Gipfel nicht zu gehen sei, bewahrheitete sich. Noch große Teile des drahtseilversicherten Weges lagen unter einer dicken Schneeschicht. Aber wat willste maache? Et es, wie et es. Und weil sich ein kölsche Jung von nichts so schnell die gute Laune verderben lässt, waren wir uns schnell einig: „Mäht nix!“ und nahmen gemütlich die Gletscherbahn, um auch den letzten Wegabschnitt zu bewältigen.

Wo auf Sonnalpin noch die Sonne gebrannt hatte und wir unsere Augen schützend hinter Sonnenbrillen verbargen, machte uns das Wetter aber wieder einen Strich durch die Rechnung. Dicht hüllte sich das Gipfelkreuz in Nebel, als hätte es genug von dem kalten Wind, der über die Sonnenterasse der Zugspitze wehte und die ihrem Namen keine Ehre machte. Auch hier holte uns der Winter noch einmal ein: Die letzten Meter zum Gipfelkreuz lagen noch unter einer dicken Schicht Altschnee. Da war uns schnell die Lust vergangen. Wat soll dä Quatsch, da unser Leben zu riskieren? Stattdessen verzogen wir uns in Deutschlands höchste Alpenhütte, dem Münchner Haus, und feierten gut gelaunt unseren Gipfelerfolg bei einer ordentlichen Brotzeit.

Auf der Knorrhütte, nachdem die Jungs auf dem Rückweg wieder alle Zeitrekorde gebrochen hatten, feierten wir lustig und unter viel Gelächter weiter, so dass auch die österreichischen Bergretter, die am Nachbartisch schon reichlich Kohlenhydrate und Obst in flüssiger Form konsumiert hatten, lachend in unsere Unterhaltung einfielen.

Am letzten Tag versöhnte uns der strahlend blaue Himmel eines Zwischenhochs mit dem schlechten Wetter vom Vortag und den winterlichen Verhältnissen am Zugspitz-Gipfel. Gemütlich ging es über’s Gatterl, das erst seit kurzem wieder begehbar ist, runter nach Ehrwald. Bevor uns die Zivilisation aber wieder hatte, schwelgten wir noch ein letztes Mal in alpinen Genüssen wie frischer Buttermilch, gebratenen Eiern von glücklichen Berghühnern oder einem „kleinen“ Kaiserschmarrn auf der Hochfeldernalm.

Zurück in Garmisch musste ich mich dann auch schon wieder verabschieden, was mir sehr leid tat. Selten habe ich vom Frühstück bis zum ins Bett gehen so viel gelacht.
Jungs, ich hatte echt viel Spaß mit Euch! Kommt mal wieder!

Und wenn Sie selbst diese schöne Hüttenwanderung unternehmen wollen, dann kommen Sie doch mit uns mit auf unsere Zugspitztour durch Wettersteingebirge und Mieminger Kette.

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